Maurus Frey, vor vier Jahren haben Sie für den Stadtrat und das Stadtpräsidium kandidiert und wurden als einziger Kandidat gleich im ersten Wahlgang gewählt. Wie sind Sie in Ihrem Amt angekommen? 

Die Arbeit als Stadtrat und Vorsteher des Bau- und Umweltdepartement ist die bisher schönste und spannendste Aufgabe in meiner beruflichen Laufbahn. Es ist ein Privileg, mich für die Menschen in der Stadt Kriens engagieren zu dürfen. Und es ist ein Privileg, mich mit dieser Vielfalt an Themen wie Stadtplanung, Umwelt, Sicherheit im öffentlichen Raum, Bauwesen, Verkehr oder Trinkwasserversorgung im beruflichen Alltag auseinanderzusetzen zu können.  

Sehr schön sind auch die zahlreichen Begegnungen und Zusammenarbeit mit engagierten Krienser*innen und Mitarbeitenden, die Kriens auch vorwärtsbringen wollen.

Was für Begegnungen sind das?

Etwa mit den Menschen in unserer freiwilligen Feuerwehr. In einem beherzten und professionell organisierten Miteinander wird eine beeindruckende Leistung für die Sicherheit der Stadt Kriens erbracht. Oder unsere Mitarbeitenden im Werkhof und der Stadtgärtnerei: Hinter dem, was so absolut selbstverständlich erwartet wird, stehen als wachsenden Stadt immer neue Herausforderung und oft kaum sichtbare Arbeit.

Mit seinen Entscheidungen zu den Betreuungsgutscheinen oder dem kurzfristigen Streichen des Ferienhorts hat der Stadtrat insbesondere junge Familien vor den Kopf gestossen. War das notwendig? 

Der Stadtrat, ja die ganze Krienser Politik, stand zu Beginn der Legislatur aufgrund der hohen Verschuldung unter grossem Spardruck. Die meisten Ausgaben konnten gar nicht mehr weiter zurückgedreht werden. Als neue Führungscrew hat sich der Stadtrat an den zur Verfügung stehenden Schalter und Knöpfen versucht. Aber nicht bei jedem Knopf, den man als Stadtrat drehen kann, kommt was Gutes dabei raus.  Wir sind da sicher besser geworden und wägen die Entscheidungen sorgfältig ab. 

Aber ist denn Kriens noch eine familienfreundliche Stadt? 

Ja, davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Unsere Schulen haben einen sehr guten Ruf. Im Privaten bin ich vom Engagement der Lehrpersonen meiner eigenen Kinder immer wieder beeindruckt. 

In meiner Tätigkeit unterstütze ich den Ausbau der schulergänzenden Tagesstrukturen in den Quartieren kontinuierlich. Die Betreuungsgutscheine wurden wieder erhöht und das Leistungsniveau mit einer gesetzlichen Grundlage festgeschrieben und damit ein Anliegen von jungen Familien mit berufstätigen Eltern abgesichert.  

Die Mitarbeit von Kindern und Jugendlichen bei der Ortsplanungsrevision zeigt beispielhaft, dass wir nicht nur eine zertifiziert kinderfreundliche Stadt sind, sondern das Versprechen auch einlösen. 

In den kommenden Jahren steht die Gesamtrevision der Ortsplanung für die Stadt Kriens an. In den letzten Jahren hat sich der Eindruck verstärkt, dass Kriens unkontrolliert wächst, währenddessen die städtische Infrastruktur nicht mithalten kann.

In der Tat ist das Wachstum in Kriens überdurchschnittlich und höher, als dies in früheren Revisionen der Ortsplanung vorgesehen war. Die Ausgangslage für Kriens hat sich in den vergangenen 15 Jahren grundlegend gewandelt. Mit dem Einzonungsmoratorium haben wir beschlossen, dass die Gemeinde für 13 Jahre nicht mehr zusätzliches Bauland einzonen darf. Das war ein Vorschlag der GRÜNEN. Jetzt können wir uns auf Fragen zu Qualitäten und Wachstum konzentrieren. Vorbei ist die Zeit, in der Kriens sich um jede mögliche Entwicklung enthusiastisch verbogen und dabei auch die Qualitätsfrage  etwas aus den Augen verloren hat. Wir müssen uns über das akzeptierte und verantwortbare Mass an Wachstum und den zugehörigen Qualitätslevel verständigen. Den für diese wichtige Diskussion notwendige partizipative Rahmen möchte ich unter dem Slogan «Kriens findet Stadt» bieten. 

Wo liegen diese Chancen und was sind die Herausforderungen? 

Kriens ist ein attraktiver und beliebter Wohn- und Wirtschaftsstandort. Mit diesem Selbstvertrauen im Rücken können wir das Wachstum so steuern, dass neue Qualitäten für alle entstehen. 

Seit 2019 nennt sich Kriens Stadt. Das hat uns nicht grundlegend verändert, prägt jedoch die Mentalität, wie wir Themen anpacken wollen. Im Mattenhof zum Beispiel ist ein urbanes neues Quartier entstanden, das mit seinem kulturellen Angebot sowie der guten ÖV-Erschliessung Kriens stark verändern wird. Mit einer guten Anbindung des historischen Stadtkerns an dieses neue Quartier kann Kriens allgemein profitieren. Gelungene und genügende Frei- und Stadträume zwischen Gebäuden sind massgebend.

Der neue Stadtteil, welcher auf dem Bellareal entsteht, ist ein anschauliches Beispiel, wie eine solche Stadtentwicklung aussehen kann. Es entsteht dort ein Stück Stadt, das Bereicherung bringt, aber seine Herausforderungen, wie die Mobilität, mit neuen Rezepten im Zaum hält. 

Sie sprechen die Stadträume an. Der Stadtplatz ist immer noch graue Wüste. Wann und wie ändert sich das? 

Mit dem Programm zur Aufwertung des Stadtraums „1000 Bäume für Kriens“ werden wir erste Massnahmen umsetzen, um dem Stadtplatz mehr Aufenthaltsqualitäten zu geben. Betonflächen sollen aufgebrochen werden, um mehr Grün zu schaffen. Gleichzeitig soll die wichtige Funktion als grosszügiger Veranstaltungs- und Marktplatz gewahrt werden. Ein herausfordernder Balanceakt. Mit der Umnutzung des alten Banhöflis, welches der Stadtrat im Baurecht an eine Genossenschaft abgegeben hat, wird den Stadtplatz kulturell und gesellschaftlich belebt.  Gemeinsam schaffen wir das und unsere Stadt wird dabei schöner und zukunftsfähiger.

Mehr asphaltierte Plätze, unbeschattete und nicht begrünte Strassen und Stadträume liegen in Zukunft einfach nicht mehr drin.
Maurus Frey (Interview), Stadtrat

1000 Bäume pflanzen! Wie soll das möglich sein? In den vergangenen Jahren wurden ja mehrere geschützte und markante Bäume im Stadtraum gefällt? 

Ja, Stadt- und Einwohnerrat haben sich ein ambitioniertes Ziel gesteckt, zu dessen Erreichung wir auf die Mithilfe von Privaten, Grundeigentümer:innen, Vereinen oder auch der Landwirtschaft angewiesen sind. Es zählen nicht nur Bäume, sondern auch entsiegelte Asphaltflächen oder so tolle Projekt wie der Artenschutzturm des Vereins KriensNatur, dessen Arbeit gerade mit dem Umweltpreis der Stadt Kriens ausgezeichnet wurde.

Manche haben Angst, dass Sie Bäume auf den Strassen setzen wollen.

Wenn wir die Klimakarten und Klimaszenarien studieren, merken wir, dass wir unseren Stadtraum auf die kommenden Veränderungen anpassen müssen. Mehr asphaltierte Plätze, unbeschattete und nicht begrünte Strassen und Stadträume liegen in Zukunft einfach nicht mehr drin. Bäume und Grünräume gehören zu jedem Infrastruktur-Projekt dazu. Egal, ob es sich um behindertengerechte Bushaltestellen oder eine zusätzliche Tempo30-Zone in den Wohnquartieren handelt. Dabei ist es effizient, wenn wir unsere Infrastruktur verbessern und den Stadtraum gleichzeitig attraktiver machen. 

Die Krienser Bevölkerung hat den Gegenvorschlag zur Veloweg-Initiative angenommen. Was für einen Auftrag haben Sie da gefasst? 

Dieser Gegenvorschlag ist ein wichtiger Auftrag des Krienser Stimmvolks, den ich gerne umsetze. Wir werden die bestehende Velo-Infrastruktur zuerst auf den wichtigen Hauptachsen verbessern und sicherer machen. Ebenso werden wir die Lücken im Netz schliessen. Velofahren wird attraktiver, sicherer und leistet einen Beitrag zur Entlastung der Strassen. Auch zugunsten des öV und notwendigem motorisiertem Individualverkehr. 

Die finanziellen Abschlüsse der Stadt Kriens in den vergangenen Jahren sind markant besser geworden. Ist die Zeit des destruktiven Sparens vorbei? 

Die neue finanzielle Situation hat sich entspannt und lenkt den Fokus der Politik endlich wieder auf andere wichtige Themen. Der Stadtrat hat realistischer budgetiert und die Ergebnisse sind immer besser eingetroffen. Wir können jetzt konsequenter vom Verwaltungs- in den Gestaltungs-Modus wechseln. Das Angebot und die Infrastruktur kann den Gegebenheiten angepassten werden. Gleichzeitig können Schulden abgebaut werden. Zukünftige Generationen werden eine intakte Stadt ohne Schuldenberg übernehmen.

Die finanzielle Situation der Stadt Kriens hat sich entspannt – wir können jetzt konsequenter vom Verwaltungs- in den Gestaltungsmodus wechseln.
Maurus Frey (interview 2), Stadtrat Kriens

Zukünftige Generationen sind auch auf gute Lösungen im Bereich des Klimawandels angewiesen. Aktuell wird in Kriens aber noch ordentlich Heizöl und Gas verbrannt? 

Ja, der Anteil an mit fossilen Energien betriebenen Heizungen liegt in der Stadt Kriens über dem kantonalen Mittel. Die beschlossene Klimastrategie sieht Netto-Null CO2 bis 2045 vor. Die Klimastrategie setzt nicht nur Ziele, sondern formuliert auch Massnahmen. Eine davon ist die Schaffung eines Wärmeverbunds für grosse Teilgebiete der Stadt. Damit können wir schnell erneuerbare und wirtschaftlich attraktive Alternativen zu Öl und Gas schaffen.  Ich bin überzeugt, dass wir im Klimaschutz am meisten mit “Wollen”, statt “Müssen” erreichen.  

Das Interview führte Bruno Bienz, Co-Präsident GRÜNE Kriens

 

 

Ich möchte…