Kam Ihnen auch schon mal die Behauptung zu Ohren, dass Traditionen, Brauchtum und Kultur in einem urbanen, städtischen Umfeld keinen Bestand hätten? Das wachsende und immer anonymere Stadtleben quasi stehe der Bewahrung des Brauchtums entgegen? Zugespitzt: Tradition und Stadt schliessen einander aus?

Dass diese Behauptung nicht stimmen kann, zeigt ein Blick in die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Kriens in den letzten zweihundert Jahren. Schon während der Bell-Epoque – zur ersten Blütezeit der Industrialisierung mit dem Krienser Industriekonzern Bell – hat sich die Einwohnerzahl von Kriens mehr als verdoppelt. Ebenso rasant hat sich das Industriedörfchen mit 10’000 Einwohnenden zwischen Nachkriegszeit und 1970 auf ein Industriestädtchen mit 20’000 Einwohnenden entwickelt. Trotz dieser gesellschaftlichen Veränderungen ging nicht vergessen, wie Geislechlöpfe oder Maskenschnitzen gehen. Brauchtum lebt auch in städtischer Umgebung weiter, gleichzeitig wird das kulturelle Leben vielfältig angereichert.

Und nun startet ein für das Krienser Brauchtum intensiver Zyklus in seine nächste Runde: Am Gallustag wurde Chilbi gefeiert, der neue/alte Gallivater wurde präsentiert, und ab dem 3. November darf bis zum traditionellen Samichlausenumzug der Brauch des Giesslechlöpfens  gepflegt werden. Letzteres übrigens geregelt durch ein eigenes Chlöpfer-Gesetz. Dieses existiert seit 1979 nicht etwa einer übereifrigen Legislative wegen, sondern mit der Motivation, aktives Brauchtum und vielfältige andere Ansprüche im Stadtleben miteinander zu vereinen. Das Geislechlöpfe ist nämlich ein lauter Brauch, der von den Aktiven Rücksichtsnahme und Regelkonformität, von den Menschen in Kriens Toleranz im Allgemeinen abverlangt. So geht das. 

Auf, dass Tradition und Brauchtum auch in der Stadt ihr Zuhause haben. Eis, zwoi, drüü, zieeehhhh!

kriens.ch/geisslechlöpfe